Wie es ist in Corona-Zeiten in einer frischen Beziehung zu sein

Es ist passiert! Ich habe IHN getroffen. ER der mich aufgeregt und ruhig sein lässt, er der mich nicht nur sieht, sondern erkennt und mit dem es sich so anfühlt als hätte uns das Für Immer schon jemand vorab ins Stammbuch des Lebens geschrieben.

Ich schreibe wenig darüber, weil ich mich selbst wie Rosamunde Pilchers Ghostwriterin fühle und ich mir nicht vorstellen kann, dass das jemand lesen will. Oder sollte. Oder ich das Bedürfnis hätte exzessiv darüber zu schreiben. Es passiert einfach. Wahnsinnig schnell. Wahnsinnig schön. Überhaupt keine Spur von Wahnsinn oder Unsicherheit oder Unklarheit oder Unwohlsein. Nichts von all dem was mich sonst bei neuen Bekanntschaften zum Schreiben animiert und gedrängt hätte. Hier muss ich mir im Schreiben über nichts klar werden, nichts von allen Seiten beleuchten oder analysieren. Ich bin ziemlich glücklich und das so nachhaltig, dass sich sämtliche Weltrettungskonzepte der Politik daran ein Beispiel nehmen könnten.

Über meine Beziehung und den Mann den ich so liebe will ich also nicht unbedingt schreiben. Zumindest nicht erklärend und nicht dauerhaft dokumentierend. Worüber ich aber schreiben kann und will ist wie das so ist, wenn Corona ist und man sich neu verliebt, zuvor single ist und wie wir das so machen, mit dem Virus und der Liebe und der nicht risikofreien Zweisamkeit.

Unser erstes Date war ein Spaziergang. Ein Schlosspark, sehr österreichisch, war der Ort unserer Wahl. Viel frische Luft, viel Babyelefanten-Abstand, viele der vorgegeben und empfohlenen Auflagen erfüllt. Wir trafen uns, wir mochten uns, es war klar, dass wir nicht nur miteinander spaziergehen wollen- in Zukunft.

Was also tun?

Nun, zuerst doch erstmal weiter Corona-freundliche Spaziergänge. Keine Umarmungen. Kein Händchenhalten. Abstand wo man keinen will, aber verantwortungsvoll lässt. Plötzlich leben wir in einer Welt in der der Moment des ersten Kusses aus ganz anderen Gründen aufregend wird und man sich fragt wann genau man sich nach dem ersten Mal Händchenhalten die Hand danach desinfizieren soll. Wenn er ins Auto eingestiegen ist und wegfährt oder doch sofort nach Ende der Berührung?

Corona beschleunigte die Labelei unserer Liebelei. „Bezugsperson“ ist das Zauberwort der ganzen Geschichte. Zu der wurde er nämlich sehr schnell. Das war das „Freund und Freundin“, ohne es aussprechen zu müssen, und doch ungeniert fühlen zu dürfen. Damit durften wir uns sehen, besuchen, … mehr. Trotzdem blieb die Sorge. Wir wohnen beide nicht alleine; mit uns Menschen die gefährdet sind. Deswegen haben wir sehr schnell mit anderen über uns gesprochen, haben sie mit eingebunden. Uns abgestimmt. Keine heimlichen Treffen, keine verbotenen/verstohlenen Küsse von denen keiner weiß, außer uns. Ich denke, das war positiv, nicht nur weil dadurch alle (bis jetzt) negativ blieben.

Typische Kennenlernphase hatten und haben wir keine. Alles findet Zuhause statt. Instant ist da sowas wie ein gemeinsamer Alltag, weil es sicherer erscheint und teils notwendig ist. Keine Dates in Restaurants, keine romantischen Museen-Besuche in alten Galerien, keine Kinobesuche, keine kleinen Tagesausflüge, keine gemeinsamen Reisepläne, Kaffehausbesuche, Bar-Aufenthalte. Seltsam ist auch, dass sich unsere Freundeskreise nicht kennen und wohl auch noch sehr lange voneinander getrennt beleiben werden. Kontakte gilt es nachwievor zu reduzieren und wir tun das, auch wenn es ganz schön schwierig ist.

Dating in Corona-Zeiten ist ganz schön schwierig, das Leben als frisches Pärchen ist es auch. Wir kochen viel gemeinsam, gehen spazieren, legen uns in die Badewanne, lesen gemeinsam Bücher (laut einander vor), haben uns Kartenspiele für Paare bestellt die uns mit absurden Fragen in wilde Gespräche führen und verbringen, zugegeben, schon recht viel Zeit im Bett. COVID19 ist für frisch Verliebte wirklich nicht ideal, aber Dank der rosaroten Brille lässt sich alles recht gut ertragen.

7 Kommentare Gib deinen ab

  1. Wie schön schön schön! Ich würde ja noch viel mehr darüber lesen wollen! ❤🤗 Über Glück und Liebe liest man doch gerne in der Pandemie:), ein Lichtblick!

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  2. Das klingt wirklich traumhaft schön!
    Leider weiß ich aus Erfahrung, dass das nicht so schön bleibt. (Aber muss ja nicht sein.) Ich denke, sobald der Alltag ohne Corona wieder zurück kommt, wird sich einiges ändern… aber ich wünsche euch nur Beste! Und das ihr (falls es so weit kommt) kämpft und einander nicht aufgibt!!
    Bitte halte uns auf dem Laufenden 😉

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    1. Dass die rosarote Brille irgendwann wegfällt ist natürlich klar. Corona empfinde ich weniger als „Buble“ für junge Paare, die dann mit dem Ende der Pandemie platzt, sondern mehr als Herausforderung die es einem erschwert. Deswegen hoffe ich, dass danach eher die Erleichterung und nicht die Ernüchterung folgt.

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  3. CONGRATS , DEAR … !

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      1. sei geschützt … auf all deinen Wegen …

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